Mai 2016
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Bereits ab dem Wintersemester 2014/15 wurde an der Universität Wien als Reaktion auf das im Nationalrat beschlossene Bundesrahmengesetz zur Einführung einer neuen Ausbildung für Pädagoginnen und Pädagogen ein neues Lehramtsstudium eingeführt – mit der wesentlichen Änderung vom Diplomstudium auf die Bologna-Struktur. Für viele unbemerkt, mussten nun in den letzten Monaten das Curriculum bzw. die Teilcurricula des Lehramtsstudiums erneut geändert werden, da ab dem WS 2016/17 das Lehramtsstudium in einer Kooperation zwischen der Universität Wien, der PH (Pädagogische Hochschule) Wien, der KPH Wien/Krems, der PH Niederösterreich und der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik angeboten wird. Dieser Zusammenschluss wird als Kooperationsverbund Nord-Ost bezeichnet. Für die Universität Wien ist das eine essentielle Änderung im Bereich Lehre, da von ca. 56.000 prüfungsaktiven Studierenden ca. 10.000 Lehramtsstudierende sind. In Zukunft wird die Universität Wien das Eingangsportal für alle Lehramtsstudierenden aus dem Kooperationsverbund Nord-Ost darstellen – z.B. auch für die Aufnahmetest verantwortlich zeichnen. Auch eine neue SPL wird eingerichtet – mit einer Vertreterin der Universität Wien als SPL und einer Vize-SPL, die von den PHs gestellt wird.
Die Entwicklung der Curricula ist für den Betriebsrat kein Thema – diese werden durch die Curriculare Arbeitsgruppe-Lehramt bzw. deren Sub-Arbeitsgruppen entwickelt und von der Curricular-Kommission und dem Senat beschlossen. In Abhängigkeit von der Zuweisung der geforderten Mittel aus den Hochschulraum-Strukturmitteln wird der Senat dann das Curriculum Ende Juni beschließen.
Da nun der Termin des Starts des gemeinsamen Lehramtsstudiums immer näher rückt und die organisatorischen Strukturen nun auch für den Betriebsrat sichtbar werden, sind wir nun gefordert gestaltend, warnend und vor allem fordernd in diesen Prozess einzugreifen.
So merken wir, dass in einigen Studienrichtungen langjährige und erfolgreiche Lehrende nicht mehr mit Lehraufträgen betraut werden. Das mit der Begründung, dass auch die anderen tertiären Bildungseinrichtungen des Kooperationsverbundes Nord-Ost mit Lehre betraut werden müssen. Durch Kontakte mit den Personalvertretungen in den PHs merken wir, dass auch dort derartige Argumente für die Verweigerung von Lehraufträgen um sich greifen. Da drängt sich natürlich der Verdacht auf, dass manche der Verantwortlichen auch die „Chance einer Strukturbereinigung“ sehen. Massive Eingriffe erwarten wir vor allem im schulpraktischen Bereich, der Fach-Didaktik und den Bildungswissenschaftlichen Grundlagen. Gerade im Falle von parallelen Lehrveranstaltungen auf Uni und PHs sind Probleme mit Folgebetrauungen zu erwarten.
Obwohl es nur ein gemeinsames Studium geben wird („alle Studierenden sind allen PHs und der Universität zugeordnet“), bleiben alle an der Kooperation beteiligten Institution natürlich in ihrer Eigenständigkeit erhalten, und auch die DienstnehmerInnen sind ihren jeweiligen Stamminstitutionen zugeordnet – etwas unklar für den Betriebsrat ist der Umgang mit jenen KollegInnen, die Lehraufträge gleichzeitig an der Universität Wien und den PHs haben.
In einem Bereich hat der Betriebsrat eine klare Haltung eingenommen: Wir stimmen einer gemeinsamen Evaluierung aller im Lehramt Lehrenden nicht zu und wenden uns vor allem gegen einen Austausch der Evaluierungsdaten zwischen den Kooperationspartnern. Wir denken auch, dass die Rahmenbedingungen der Beschäftigung bezogen auf eine Universität und eine PH extrem unterschiedlich sind – die Universität ist eine autonome Institution mit derzeit bereits ca. 70% Angestellten (Rest: BeamtInnen und Vertragsbedienstete), während die PHs Einrichtungen mit Bundesbediensteten bzw. Landesbediensteten sind. Begriffe wie z.B. Kettenverträge, Kollektivvertrag etc. sind auf PHs nicht bekannt – umgekehrt gibt es auf den Universitäten keine Bezahlung nach Werteinheiten. Die institutionellen Gegebenheiten sind also wirklich sehr unterschiedlich.
Aber trotz all der zutage tretenden Probleme wird der Betriebsrat den Prozess der gemeinsamen PädagogInnenbildung grundsätzlich unterstützen. Zugleich bitten wir Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, uns zu kontaktieren, wenn Ihnen aus den Änderungen Probleme erwachsen.
Karl Reiter; Vorsitzender BRWUP